Myo­funktio­nelle Stö­run­gen

Von einer myo­funktio­nellen Störung spricht man, wenn ein Un­gleich­gewicht der so ge­nannten orofacialen Muskulatur – also der Zungen-, Wangen- und Lippenmuskulatur vorliegt. Dieses kann im Kindes- und Jugend­alter aber auch noch im Erwachsenenalter bestehen.

Folgenden Auffälligkeiten sind häufig zu beobachten:

  • Die Lippen sind leicht geöffnet und die Atmung findet durch den Mund statt.
  • Der Unterkiefer fällt nach unten und es besteht kein Mundschluss.
  • Die Zunge befindet sich während der Ruhelage im Mundboden oder zwischen den vorderen oder seitlichen Zähnen.
  • Während des Schluckablaufs lässt sich ein Zungenvorstoß gegen oder durch die Schneidezähne beobachten. Auch ein seitliches Pressen der Zungen gegen oder durch die Zahnreihen kann auftreten.
  • Zudem können Artikulationsstörungen bestehen. Vor allem die Laute /S/ oder /Sch/ werden häufiger fehlgebildet.

Die Kraft der Zunge:
All diese Symptome können zu einer Verformung des Kiefers und der Zahnstellung führen, da die Zunge als starker Muskel durch ihren Bewegungsablauf einen Druck von mehreren Tonnen pro Tag gegen die Zähne und den Kiefer ausübt.
Häufig wird eine myofunktionelle Störung daher im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung erkannt und parallel logopädisch behandelt.

Was hat der Rücken mit der Zunge zu tun?
Nicht selten spiegelt sich das muskuläre Ungleichgewicht der Gesichtsmuskulatur auch in der Haltung und Spannung des Gesamtkörpers wider. Um einen nachhaltigen Erfolg der logopädischen Therapie zu erzielen, ist es häufig notwendig, den Spannungsaufbau des Gesamtkörpers miteinzubeziehen. Die gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen Muskelgruppen wird somit unterstützend genutzt.